MDR SPUTNIK Deine Meinung – Ein Thema. Diskutiert. | Podcast Wir & Corona: Ist Eigenverantwortung gescheitert?
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Sind wir zu verantwortlungslos mit der Pandemiesituation umgegangen? Was hätten wir besser machen können?
Prof. Dr. Michael Esfeld von den Leopoldinern sieht die Eigenverantwortung nicht gescheitert. Doch seine Meinung wird unter seinen Kolleg:innen bei den Leopoldinern diskutiert. Denn er findet, jede Person muss es zum einen für sich selbst entscheiden, ob sie mit einem Virus in Kontakt kommt oder ob sie es durch Hygienemaßnahmen oder Isolation vermeidet. Zum andern sagt er, dass nicht die ganze Bevölkerung geschützt werden muss, sondern nur einzelne Personengruppen.
Das ist nun einmal in einer freien Gesellschaft so, dass Leute verschiedene Vorstellungen davon haben, was für sie wichtig im Leben ist und das muss man respektieren. Und das ist keine Verletzung von Eigenverantwortung, wenn Leute ihrem normalen Leben nachgehen, insofern sie nicht andere die gefährdet sind, bewusst oder grob fahrlässig dadurch gefährden.
Zwei Jahre Pandemie waren hart für uns alle, denn sie steckten voller Schutzmaßnahmen, Lockdowns und Einschränkungen. Doch in jedem Land gab es unterschiedliche Maßnahmen, als wir z.B. aus Deutschland kennen. In Island oder in China wurde viel weniger auf Eigenverantwortung, sondern mehr auf strengere Maßnahmen gesetzt.
Nikil Mukerji ist Autor, Philosoph und Skeptiker und er findet, dass es ohne feste Regeln zu Problemen kommt. Denn auf einer Basis der Eigenverantwortung finden einzelne Menschen immer wieder Legitimationen für sich, um die Regeln nicht einzuhalten.
Das ist eben das Problem. Unsere Psychologie regt und dazu an, dass wir immer Gründe finden, für die Dinge, die wir eigentlich ohnehin tun wollen, [...] und das kann uns natürlich in die Quere kommen, bei dem Versuch unserer eigenen Verantwortung zu entsprechen.